Den Diabetes zum Beispiel. Klar, bis zu einem gewissen Grad sind wir dafür verantwortlich, dass die Werte passen, dass wir alles, was wir brauchen, immer mit uns herumschleppen, bloß nichts vergessen und alles richtig machen. Aber selbst wenn wir 1000% vorbildliche Patienten wären, kann der Diabetes einem trotzdem immer wieder einen Strich durch die Rechnung machen (das ist übrigens nicht nur mit dem Diabetes so, das ist das gleiche Spiel mit sämtlichen anderen chronischen Krankheiten und vor allem auch mit der psychischen Gesundheit!). Unsere Körper sind keine Maschinen und so wird aus Routine schnell mal das große unerwartete Chaos ohne Licht am Ende des Tunnels. Und was mache ich dann? Gibt es irgendwelche Tipps, wie man das schlimme Unerwartete leichter erträglich machen kann oder wie man sich für solche unerwarteten Fälle besser vorbereiten kann?
Ich schwöre, Leute, das ist wie mit diesem "Erwachsenwerden": Früher dachte ich, dass ich mit Mitte 20 das Leben verstanden haben werde, ich alles unter Kontrolle haben werde und alles einfacher sein wird. Heute weiß ich: All die Fragen und Probleme, die mich schon immer beschäftigt haben, werden mich mein ganzes Leben lang beschäftigen, nur dass ich immer besser damit umgehen kann, weil ich dazugelernt habe und immer weiter dazulerne.
Natürlich kann ich für ein paar Stunden außer Haus für den Fall der Fälle immer zwei Ersatzpens, einen Insulinvorrat für vier Wochen und fünf Extra-Sensoren einpacken und für immer einen schweren Koffer mit mir herumtragen. Und trotzdem passiert am Ende irgendetwas total Unerwartetes, auf dass ich mich gar nicht vorbereiten konnte. Aber das ist okay! Denn daran wird nichts zugrunde gehen.
Es gab Zeiten, da haben mich solche Situationen wütend und traurig gemacht und ich wusste nicht, wie ich mit dem "Versagen" meinerseits umgehen sollte. Irgendwann habe ich auch für mich verinnerlicht, dass ich einfach nicht alles perfekt machen kann, weil ich kein Roboter bin. Ich konnte lernen, damit umzugehen, indem ich vor allem auch darüber geschrieben habe. Das war mein erster Schritt in die richtige Richtung. Und dann war alles raus und ich konnte allmählich lockerer werden, besser mit mir selbst umgehen, solche Momente nicht als versagt abstempeln und daraus lernen. Und so mache ich es auch jetzt noch.
Vielleicht klinge ich jetzt kitschig, weil ich das Folgende verinnerlicht habe. Vielleicht ist es aber auch nur ein Ergebnis dieses "Erwachsenwerdens": Alles ist ein Prozess und der Weg ist das Ziel. Vielleicht wird es auf dem Weg nebliger, aber das Lenken wird einfacher ("Life gets foggier, but steering gets a little easier" - das fand ich ein wunderschönes Bild zum Älterwerden generell, das passt aber auch hier und heute ganz gut, finde ich! Aus dem Pitchfork-Interview mit Feist im April: http://pitchfork.com/features/interview/10057-hard-feelings-a-conversation-with-feist/). Wenn wir das verstanden haben, geht's eigentlich mit dem Rest. Oder?
Habt alle eine schöne Woche!
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PS: Dieser Blogpost wurde inspiriert vom heutigen Thema der jährlichen Diabetes Blog Week von Bitter Sweet Diabetes. Ich nehme zwar nicht offiziell teil, aber habe mir dennoch vorgenommen, täglich einen Post zum Tages-Thema zu schreiben.