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Freitag, 28. Oktober 2016

Spät essen verkorkst die Kurve - Einschränkung oder Kompromiss?

Als ich heute Morgen aufgewacht bin, mein Messgerät in die Hand nahm und erneut eine glatte Nachtkurve darauf erblickte, war es für mich klar: Ab jetzt nicht mehr später als 20.30Uhr essen und erst recht keine Mitternachtssnacks mehr - das ist dann wohl die Lösung!
Das schockierte mich zu allererst tatsächlich selbst, war ich doch eigentlich immer die, die sich nicht vom Diabetes einschränken lassen oder Kompromisse wegen der Krankheit eingehen wollte und es eigentlich auch nicht für notwendig hielt. Und jetzt weiß ich grade auch nicht weiter.

In den letzten Wochen habe ich diesbezüglich sehr viel ausprobiert, weil meine Nachtkurven wirklich nicht mehr schön waren. Teilweise zu hoch, teilweise zu tief, teilweise alles durcheinander. Ich habe spät gegessen, ich habe früh gegessen, viel, wenig, Snacks am späten Abend oder nicht. Hab alles durch. Um am Ende jetzt natürlich das sagen zu können, was sowieso total logisch ist: Spätes Essen verkorkst die Nachtkurve und eine verkorkste Nachtkurve sorgt für schlechten Schlaf und ein schlechter Schlaf sorgt für einen miesen Tag. Tja, scheiße.
Ich hab mir die eigentlich logische Lösung selbst erarbeitet, und hier steh ich nun wie der letzte Trottel und denke nur an ein Wort: "Einschränkung" - etwas der guten Werte, der guten Kurve wegen sein lassen, was sonst eigentlich Teil von mir war. Finde ich natürlich erstmal nicht so toll. Ich möchte wegen des Diabetes nichts aufgeben müssen, was "normale Menschen" machen können. Sollte ich nun aber. Denn die Nacht-Kurven sind super und ich schlafe so wirklich signifikant besser. Es ist ein Wunder, dass nach fast vier Jahren mit Diabetes mein Basalbedarf für die Nacht doch am Ende irgendwo gleich geblieben ist und meine Kurven nachts so wunderschön sein können, wenn ich nicht mehr spät esse.

Wo ist also mein Problem? Na, sagte ich doch schon! Ich möchte mich nicht von meinem Diabetes einschränken lassen. Oder nenne ich es einfach "Kompromiss"? Kompromiss klingt da natürlich erstmal schöner.

Was ist der Unterschied zwischen einer Einschränkung und einem Kompromiss?

Ein Kompromiss wird beschrieben als "Übereinkunft durch gegenseitige Zugeständnisse", eine Einschränkung wird als "Begrenzen von etwas/ unter Beifügung einer Bedingung einen Freiraum reduzieren" beschrieben.
Ein Kompromiss ist also das Ergebnis von auf einander zu gehen und einer Übereinkunft, während eine Einschränkung als Begrenzung oder Freiraumreduzierunng ist. Das macht ziemlich klar, wieso ich nie Einschränkungen bezüglich des Diabetes in Kauf nehmen wollte, oder? Ich möchte nicht, dass diese Krankheit, für die ich nichts kann, meinen Freiraum einschränkt. Und ein Kompromiss ist nicht möglich, da der Diabetes und ich uns nicht drüber unterhalten können. Ich kann nur in meinem Kopf ein Gespräch mit ihm führen und mit ihm ausmachen, dass, sofern ich abends nicht mehr spät esse, er mir jede Nacht Spitzenwerte besorgt. Aber so läuft das halt am Ende auch nicht, denn der Diabetes macht, was er möchte. Selbst wenn ich also in Zukunft dem nachkomme, muss es nicht heißen, dass der Diabetes mitspielt und mir gute Werte beschert, denn da gehört leider noch viel mehr dazu.

Und, wer ist also am Ende der Arsch? Ich natürlich. Weil ich mich einschränken muss um gute Werte zu bekommen. Inzwischen tun mir die Nächte aber wirklich gut und ich merke, dass "gute" Nächte sich auch in meinem Alltag positiv auswirken. Also werde ich jetzt versuchen, nicht mehr spät zu essen und auch wenn ich es liebe - mein Mitternachtssnack muss weichen.

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