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Samstag, 12. März 2016

Happy Birthday to me!

Hallo!


Wenn ihr diesen Post lest, bin ich gerade mit dem internationalen myLife-Diabetesnetzwerk in Rotterdam unterwegs. Dieser Post wird also automatisch gepostet. Denn er muss heute raus zu euch, komme, was wolle: Heute ist mein drittes Diabetesjubiläum!  Und wie ihr mittlerweile vielleicht wisst, ist der 12.3. ein ganz besonderer Tag für mich. Es ist wie mein zweiter Geburtstag, der Tag, an dem ein ganz neues Leben für mich begann. Daher feiere ich diesen Tag. Ausgiebig. Mit Kuchen. Und anderen Dingen. Ihr fragt euch, ob ihr mir dazu gratulieren dürft, ob das angemessen ist? JA, IST ES! Es ist der Tag meiner Typ-1-Diagnose und die hat alles auf den Kopf gestellt. Und daran möchte ich mich erinnern und mich selbst, die Arbeit, die ich jeden Tag leiste und mein Erlebtes feiern. Aber nicht mit Selbstmitleid, sondern mit guter Laune und viel, viel Essen! 

Drei Jahre sind wahnsinnig schnell vergangen und ich kann es kaum glauben, dass ich jetzt wirklich schon drei ganze Jahre mit im Club der Menschen mit Typ-1-Diabetes bin. In diesen drei Jahren habe ich sehr viel Blutzucker gemessen, Insulin gespritzt, gebloggt, gegessen, gekocht, Menschen meine Krankheit erklärt und viel Gutes und Schlechtes mit dem Diabetes erlebt. Ich bin letztes Jahr umgezogen, an mir selbst gescheitert und versuche mich gerade wieder auf den richtigen Weg zurück zu schieben (da gibt es ja noch diese Bachelorarbeit...). Ich bekomme seit diesem Jahr endlich das Libre von meiner Kasse bezahlt und habe es seitdem wieder am linken Arm kleben.

Drei Jahre in der Diabetes-Online-Community hinterlassen ihre Spuren und ich fühle mich nach wie vor höchst geehrt, ein Teil davon zu sein. Es ist ein Privileg, so viele Menschen mit Typ-1-Diabetes zu kennen und sich mit ihnen vernetzen zu können! Einige da draußen unterschätzen das etwas. So eine Community entsteht nicht von heute auf morgen. Sie wächst aus sich heraus. Und es war großartig, das über die letzten drei Jahre beobachten zu dürfen. Viele Menschen aus der Community möchte ich aus meinem Leben nicht mehr wegdenken. Einige sind zu Freunden geworden, die mir nach diesen drei Jahren sehr wichtig sind. Auch komme ich mit dem Diabetes im Gepäck ganz schön rum. Ich durfte bereits in die verschneiten Schweizer Berge, nach Stockholm, nach Wien, in die Toskana, nach Mailand und jetzt nach Rotterdam, durfte mit Pharmafirmen sprechen und meine Meinung zu Produkten direkt mit den Entwicklern persönlich diskutieren und das alles nur wegen des Diabetes, meiner Passion und mir! Ich bin gespannt, was die nächsten Jahre noch so auf mich zukommen wird.


Still a rookie

Das Leben mit Diabetes ist für mich zwar schon irgendwie normal geworden, trotzdem fühle ich mich noch wie der absolute Rookie, was die Krankheit angeht. Ich erinnere mich noch daran, dass ich mich im ersten Jahr mit Diabetes oft gefragt habe, wie lange man "Anfänger" sein darf. Ich musste lernen, dass Diabetes eine ganz individuelle Sache ist. My Diabetes is none of your business. Was bei dir funktioniert, kann bei mir schon wieder ganz anders sein. Also musste ich sehr viel über meinen eigenen Diabetes lernen und akzeptieren, dass mein Körper keine Maschine ist. Nach wie vor gibt es jeden Tag Neues zu erfahren, zu lernen, neue Fragen, neue Reaktionen meines Körpers auf alte und neue Gewohnheiten. Kein Tag mit Diabetes ist wie der andere und die Krankheit hält mich immer auf Trab. Trotzdem fühle ich mich in erster Linie nicht krank. Ist mein Blutzucker okay, geht es mir - meistens - auch okay. Das heißt aber nicht, dass es mir nie schlecht geht oder dass ich dann nicht an den Diabetes denke. Das tu ich nämlich 24/7. Er ist mein More-Than-Fulltime-Job. Mal verfluche ich den Diabetes, mal hab ich gar keinen Bock auf alles. Mal fühle ich mich wie die Blutzucker-Queen und feiere meinen 111mg/dl-Wert.

Was ich mir wünsche:
Dass Menschen mit Diabetes auf der ganzen Welt Zugang zu Insulin, Schulungen, Ärzten und Diabetesutensilien bekommen.
Dass meine Mitmenschen sich besser über meine Krankheit informieren und sich weniger Sorgen um mich machen, weil sie Situationen fast so gut wie ich einschätzen können.
Dass meine Mitmenschen verstehen, wenn es mir wegen Blutzuckerwerten scheiße geht und das einfach akzeptieren.
Dass Pharmafirmen schneller und moderner entwickeln und neue, coole Produkte schneller auf den Markt kommen können.
Dass neue Produkte in Zukunft meinen Alltag noch weiter erleichtern können.
Dass Menschen mit Diabetes aufhören, anderen Menschen mit Diabetes ständig vorzuschreiben, was sie tun und lassen sollen. 
Dass niemals der Diabetes meinen Alltag bestimmt, sondern ich!

Dem Diabetes auch Mal den Mittelfinger zeigen

Für viele von euch da draußen klingt es sicher immer noch komisch, dass ich diesen Tag so ausgelassen feiere und mir das Feiern dieses Tages so extrem wichtig ist. Ich feiere nicht die Diagnose Typ 1. Aber ich feiere den Tag, an dem mir eine neue Chance gegeben wurde, ein ganz neues Leben. Ich bin dankbar für alle, die mich auf diesem Weg begleitet haben und begleiten. Ich wäre jetzt nicht hier, wo ich stehe, wenn es die Diagnose nicht für mich gegeben hätte. Heute geht es um mich und die Arbeit, die ich jeden Tag leiste. Um mich, die jeden Tag mit dem Diabetes leben und damit zurecht kommen muss, um ein halbwegs normales Leben zu führen. Heute bekommt der Diabetes meinen Mittelfinger mit Partyhut direkt ins Gesicht! Ich bin nämlich nicht bossy, ich bin der fucking BOSS hier! Und ich darf mich verdammt nochmal feiern, wie ich, während ich ganz nebenbei versuche, das Leben einer 25-Jährigen Frau in Berlin zu führen, mich selbst um mich und meinen Stoffwechsel kümmere, nur weil meine Bauchspeicheldrüse keinen Bock mehr hatte. Und das kann ein Mensch ohne Diabetes nicht. Feiert euch mal für die Scheiße, die ihr jeden Tag machen müsst - ihr habt es verdient! Und jetzt: Kuchen! 




PS: Mein Blog wird übrigens in 12 Tagen auch drei Jahre alt...


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