Moin!
Wie angekündigt startet heute die erste deutschsprachige Diabetes Blog Woche, Montagsthema ist ein Brief an den eigenen Diabetes. Da hab ich einiges zu sagen! :)
"Hey du Arsch!
Nun mach aber mal halblang, denn so cool, wie du denkst, bist du eigentlich gar nicht. Dementsprechend versuche ich, dich seit eineinhalb Jahren zwar nicht zu ignorieren (das geht leider nicht gut), aber das Ganze von einer anderen Perspektive aus zu betrachten, dich mit in mein Boot zu setzen und Herrin über dich zu sein. Es klappt ganz gut mit uns, solange ich von uns beiden die Kontrolle übernehme. Du musst ja überall mit hin kommen und wir sind inzwischen eine kleine WG. Ich glaube, ich kenne mittlerweile das Geheimnis einer guten Diabetes-Wohngemeinschaft. Pass gut auf! Das Geheimnis ist... Nee, es gibt natürlich keine Zauberformel, das wäre zu schön. Aber was ich seit eineinhalb Jahren mit dir mache, ist, den Spieß umzudrehen. Haste nicht bemerkt, wa? ICH habe die Kontrolle, ICH bestimme, ICH habe die Zügel in der Hand. Du hast gedacht, es wäre anders herum? Da kann ich nur lachen. Ich habe gelernt, dich in meinem Leben überall dabei zu haben, aber anstatt mit dir oder über dich zu trauern oder auf dich sauer zu sein, sehe ich dich als Teil von mir und nutze unsere gemeinsame Energie für tolle Projekte (z.B. CGMFUERALLE, LzdM, #dedoc,...).
Wenn du mal Schuld an meinen Scheiß-Werten bist, dann breche ich nicht in Tränen aus, sondern mache selber was dagegen. Warum sollte ich auch in Tränen ausbrechen deswegen? Ich bin ja keine Maschine - auch wenn du das oft gerne hättest. Aber du hast dir mich ausgesucht und nicht andersrum. Dein Pech.
Keiner kann mir dich wieder wegnehmen, wir sind für immer verbunden. Und weil so etwas normalerweise nur zwei Charakteren, die sich lieben, passiert, versuche ich sogar so weit zu gehen und zu sagen, dass ich gerade lerne, dich zu lieben. - Oder ich lerne neu, mich mit Diabetes zu lieben. Und das hat nichts mit Einbildung zu tun. Die Basis von allem, was so in der Welt los ist, ist sich selbst zu akzeptieren und zu lieben. Daran müssen sich schon komplett gesunde Menschen jeden Tag aufs neue erinnern (und das funktioniert auch als gesunder Mensch nie gleich gut). Ich als Mensch mit Diabetes muss so viel zusätzlich stemmen und will trotzdem ein normales Leben führen.
Du, Diabetes, ich glaube, bei mir kommst du echt nicht mehr weit. Ich hab das hier unter Kontrolle. Ich freu mich sogar manchmal über dich. Aber verrate es keinem, weil das klingt denen da draußen wieder viel zu skurril. Aber weißt du, dank dir durfte ich Teil toller Projekte sein, habe viele neue Freunde kennen gelernt, die mittlerweile nicht mehr aus meinem Leben wegzudenken sind und kann anderen Menschen mit Diabetes irgendwie manchmal auch helfen, und das ist schön.
Ich hör jetzt mal auf, denn weißt du, ich muss mit dir an der Backe noch ne Hausarbeit schreiben und das geht durch dich auch nicht gerade leichter von der Hand.
In diesem Sinne, wir sehen uns ja gleich wieder.
Tine
PS: Wärst du so nett und könntest meiner Mama noch sagen, dass sie KEINE Schuld am Ausbruch meines Diabetes hat? Die macht sich immer solche Gedanken, weißt du, und das ist nicht gut."
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